Verfasst von Mutlu Binici
Übersetzt von Emre Mert Er
Er war voller Schmerz, als er die Moschee betrat. Er konnte mit diesem Schmerz nicht länger leben. Er konnte sich davon nicht lossagen; es wurde von Tag zu Tag immer unerträglicher. Sein Widerstand versagte. Daraufhin machte er sich auf den Weg zum Gesandten, der als Barmherzigkeit zu den Weltenbewohnern gesandt wurde. Er kniete sich vor seinen Knien nieder und begann über die Bedrücktheit seiner Seele zu erzählen:
„Oh Gesandter Allahs, wir sind Menschen aus der Zeit der Dschahiliya (Zeit der Unwissenheit). Wir beteten Götzen an und ermordeten unsere eigenen Kinder. Ich hatte eine Tochter, die ich sehr liebte. Jedesmal, wenn ich nach ihr rief, kam sie voller Elan zu mir. Eines Tages ging ich mit ihr außer Haus. Ich brachte sie zu einem Brunnen und warf sie hinein. Ihre Hilferufe: „Papa, Papa, rette mich, rette mich“ haben sich so stark in mir eingeprägt, dass ich bis heute noch innerlich bedrückt werde.“
Der geliebte Prophet (Segen und Friede seien auf Ihm) fing an zu weinen. Er hatte vier geliebte Töchter. Die Gefährten litten unter dem Anblick, den Propheten so intensiv weinend zu sehen. Seine Gefährten würden alles dafür tun, ihren geliebten Propheten froh zu sehen. Doch dieser Mann kam, betrübte mit seiner Anwesenheit den Propheten und brachte ihn zum weinen. Daraufhin fühlten sich die Gefährten gereizt und fingen an, gegenüber diesem Mann zornig zu werden. Doch der edle Gesandte Allahs griff ein und sagte: „Lasst den Mann in Ruhe! Er erzählt nur, was ihn bedrückt.“ Er forderte den Mann auf, seine Geschichte erneut zu erzählen. Sobald der Mann wieder anfing seine Geschichte zu erzählen, brach der Prophet erneut in Tränen aus.
Als der Mann seine Geschichte zu Ende erzählt hat, beugte er voller Reue seinen Kopf. Der Prophet schaute den reuevollen Vater, der seine eigene Tochter skrupellos umgebracht hatte, an und sagte zu ihm: „Allah (swt) hat alle Sünden, die während der Dschahiliya begangen wurden, verziehen. So mache ein Neubeginn!“ [1]
Der Mann verließ die Moschee. Sein Herz füllte sich wieder mit Hoffnung und Wohlbefinden. Er stellte sich das Lächeln seiner Tochter vor. Er sah die endlose Freude, wie er mit seiner Tochter gemeinsam in den Paradiesgärten herumtobte.
***
Im Laufe der Zeit, wird die Gutgläubigkeit und Unschuld des Menschen geschwächt. Das Ego (an-Nafs) vereint sich mit dem Schaytan und verursacht nur Probleme gegen uns. Die Herzen verhärten sich, werden zu Steinen. Liebe und Barmherzigkeit werden von Eifersucht und Hass verdrängt und ersetzt. Das Weltliche und materielle saugt uns wie ein Sumpf, in sich hinein. Der sündhafte Mensch kann auf Dauer weder weltliches erlangen, noch bleibt ihn jegliche Hoffnung, was das Jenseits betrifft. Die Lebenstage vergehen, am Ende ist der Zug bereits abgefahren. Der Schaytan flüstert den Menschen während seiner Jugend ein und sagt: „Du bist noch am Anfang der Reise, du bist noch zu jung!“ Doch während des fortgeschrittenen Alters versucht er ihm jegliche Hoffnung zu entreißen und
flüstert: „Es ist zu spät! Die Tore der Vergebung sind bereits geschlossen!“ Auf diese Art und Weise, schwächt er die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs und fügt somit dem Menschen, kurz vor seinem Tod, Leid und Kummer zu, sodass er bereits vor seinem Tod den Qual der Strafe verspürt. Somit triumphiert Schaytan und feiert einen weiteren Erfolg bezüglich der Irreleitung des Menschen.
Doch unser Herr Allah (swt), überlässt seine Diener nicht den Fängen des Schaytans. Denn Allah möchte von seinem Diener die Rückkehr zu ihm, da der Diener sich von seinem Heimatort, dem Paradies, trennen musste und somit als reisender auf die Welt kam. Allah erwartet die Bittgebete seines Dieners und fragt: „Gibt es denn niemanden unter meinen Dienern, die mich um Vergebung bitten, sodass ich ihnen verzeihe?“ Er sandte seinen geliebten Propheten der ganzen Menschheit zu Liebe. Der Gesandte, welcher die Liebe und Barmherzigkeit in der Beziehung zwischen Gott und der Schöpfung symbolisiert, erleuchtet die Herzen und heilt die tiefen Wunden der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Diejenigen die der frohen Botschaft Allahs folgen, haben stets die Möglichkeit, Reue zu zeigen und somit die Vergebung Allahs zu erlangen. Sie haben somit die Gnade Allahs, ein neues Kapitel zu öffnen und ein Neubeginn anzustreben.
Liebe Geschwister! Kommt alle! Lasst uns ein Neubeginn verwirklichen! Ein reines und sauberes unbeschriebenes Blatt in unserem Leben öffnen. Lasst uns ein neues Leben starten, in welchem wir den Genuss erlangen, auf Allahs Wege, für Allah zu leben. Lasst uns tiefgründige und ehrliche Reue zeigen und uns somit von unseren Sünden befreien. Auf dass wir wie neugeborene unser Leben in Gottesfurcht führen.
[1] Darimi, Sunan, Mukaddimah 1
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